Restaurierung des Rosenkranz-Altares hat begonnen

Restauratorin Barbara Friedrich bezeichnete es als „höchste Zeit“, dass die Restaurierung in Angriff genommen wird. „Das Gemälde ist sehr gefährdet“, attestierte die Restauratorin. „Die Farbfassung ist in einem desolaten Zustand und muss ganzflächig gefestigt werden.“ Bei früheren Restaurierungen sei das Gemälde mit spannungsreicher Farbe überarbeitet worden. Das führe nun zu Farbabhebungen und Absprengungen. Deshalb brachte Friedrich am Freitagmorgen dünne Papierstreifen auf gefährdeten Bildstellen auf. Sie sollten für den Transport sicherstellen, dass sich ablösende Fragmente an Ort und Stelle gehalten werden.

In ihrem Atelier will Barbara Friedrich in den nächsten Monaten unter anderem Unebenheiten auf dem Renaissancegemälde ausgleichen, die verbräunte Firnis abnehmen und Retuschen erneuern. Außerdem wird das Gemälde auf einen neuen Keilrahmen zu spannen sein. Für die Arbeiten plant sie etwa ein halbes Jahr ein.

Parallel dazu soll ihr Weimarer Kollege Peter Jung das Altargehäuse überarbeiten. Die daran nötigen Arbeiten sollen aber in der Pfarrkirche ausgeführt werden. Mit der Restaurierung des Gehäuses kann dann aber erst Mitte Februar 2016 begonnen werden. Bis dahin ist vor dem Rosenkranzaltar die Weihnachtskrippe der Gemeinde aufgebaut.

Die Holzsubstanz des Altargehäuses bewertete Friedrich als stabil. Jedoch finden sich im Altar große Nägel und Haken. Hinter einer Säule hat die Restauratorin eine Harzausblühung entdeckt. Die Vorderseite ist mit Wachs verunreinigt und die Gehäusegrundierung sehr buckelig. Als größte Herausforderung sieht Friedrich aber, dem Altar wieder eine geeignete Farbfassung zu geben. Heute ist der Altar in gedämpften Farben und mit stumpfer Oberfläche gestaltet. „Beides entspricht nicht einer barocken Farbgebung“, erklärt Friedrich. „Die Vergoldungen sind zum Teil nicht mehr brillant oder waren es nie. Der für den Barock typische Wechsel zwischen Glanz- und Mattvergoldung ist nicht erkennbar.“ Die Restauratoren erhoffen sich über Proben am Gehäuse Aufschluss auf die originale Farbgebung zu finden. Erste Proben ergaben, dass hier teilweise viele unterschiedliche Fassungsschichten übereinander liegen.

Der Wittichenauer Pfarrer Wolfgang Křesák freut sich indes, dass immer mehr Spenden für die Restaurierungsarbeiten eingehen. Fast wöchentlich kann er neue Spenden aus der Gemeinde vermelden. „Dabei gab es von uns nie einen großen Spendenaufruf“, erzählt der Pfarrer. Der Altar scheint der Gemeinde viel zu bedeuten, ist er doch mit der 1675 gegründeten Rosenkranzbruderschaft verbunden. Diese sollte den katholischen Glauben in Wittichenau und den sorbischen Pfarreien der Lausitz stärken. Die Bruderschaft besteht bis heute. Ihre Mitglieder beten in Anliegen der Gemeinde regelmäßig den Rosenkranz.

 

Zur Geschichte des Rosenkranz-Altares

1520 erste Errichtung als Fronleichnamsaltar an der Südseite am Pfeiler der Beichtkapelle, geweiht der Eucharistie und zahlreichen Heiligen, u.a. der hl. Katharina von Siena
1672 Gründung der Rosenkranzbruderschaft in Wittichenau
1674 bekam die Gemeinde das Altarbild geschenkt
1675 Umwidmung zum Rosenkranzaltar und Aufbau in seiner heutigen Form
1863/64 Restaurierung und Vergoldung des Altares
1933/34 Umsetzung des Altares an seinen heutigen Platz, Farbkonzeption von Kunstmaler Hubert Rüther, Die Farbigkeit sollte mit anderen Ausstellungsstücken, der Kirchenausmalung und den von Rüther geschaffenen Kirchenfenstern eine Einheit bilden.
1971/72 Restaurierung des Altargemäldes durch den Restaurator Matthias Schulz
Anfang der 80-iger Jahre sollen am Gehäuse außerdem farbliche Überarbeitungen vorgenommen worden sein.
2004/05 Untersuchungen am Rosenkranz-Altar durch die angehende Restauratorin Alexandra Schenker