Liebe Freunde in Wittichenau,
Bitte um Spenden
Die Initiativgruppe "Christliche Eltern" bittet Sie, mit einer Kuchen- oder Geldspende St. Petersburger Familien in akuten Notlagen zu helfen. Kuchenspenden können am Samstagmorgen, 7. Dezember 2019 ab 8:00 Uhr im Rathaus abgegeben werden. Geldspenden können Sie auf das Konto des Malteser-Hilfsdienstes in Würzburg überweisen.
Empfänger:
Malteser Hilfsdienst e.V.,
Diözese Würzburg
IBAN: DE27 3706 0120 1201 2220 16
BIC: GENODED1PA7
Bank: Pax Bank eG
Verwendungszweck: Spende St. Petersburg - Hilfspakete
Für Spendenquittungen bitte den Beleg unter Angabe Ihrer Adresse an folgende Adresse senden:
Malteser Hilfsdienst e.V. Würzburg
Mainaustraße 45
97082 Würzburg
Bitte die vollständige Adresse auch auf dem Überweisungsträger eintragen.
Vielen Dank!
heute ist es in St. Petersburg regnerisch, graunass und windigkalt. Kaum zu glauben, es ist gar nicht so lange her, als ich, freundlich von Euch empfangen und liebevoll umsorgt, unter Wittichenauer Sonne schmolz. Immer noch wärmt mich der Gedanke von Eurer einmaligen Gastfreundschaft, von der strahlenden Herzlichkeit und der Hilfsbereitschaft. Ich war und bin sehr dankbar, dass Ihr meinen Berichten aufmerksam und offenherzig zugehört habt und mein Anliegen ernst genommen - die Herausforderungen der Armut einer russischen Großstadt, mit denen wir täglich zu tun haben.
- Besonders jetzt, wenn der eisige russische Winter langsam fortschreitet, ist die Notfallhilfe enorm gefragt! Unsere Kapazitäten in diesem Jahr sind auf 20 Familien im Monat begrenzt; aber derzeit haben wir schon 32 Namen an der Warteliste und die neuen Hilferufe mehren sich: am 01. Oktober kamen es an einem Tag - 10, am 01.11. - 4, heute - "nur" 5! Fast jedes Mal steht dort „Hilfe dringend benötigt!“, und wenn man die Zeilen zur Familiensituation liest oder der Erzählung am Telefon zuhört, graut es einem wirklich. Von den heutigen Notfällen waren es unter anderem folgende:
- Es meldete sich eine 5-fache Mutter, die als Sängerin im St. Petersburger Music-Hall arbeitet. Seit 2,5 Jahren zieht sich der Scheidungsprozess mit ihren Mann, der jahrelang sie und die Kinder brutal verprügelte (ihr hat er einmal beide Beine gebrochen; einem Kind das Ohr abgerissen). Das Problem sei aber die gemeinsame Wohnung, die noch nicht abbezahlt und daher nicht zu veräußern ist. Die Frau war bei dem Bankkredit der Hauptkunde, daher sind nur ihre Einnahmen durch monatliche Zinsrefinanzierung belastet; so hat sie kaum Geld zum Leben und Kinderversorgen übrig! Die Frau lebt zurzeit mit den Kindern in einem teuer gemieteten Zimmer, weil der gewalttätige Mann die ganze gemeinsame Wohnung für sich beansprucht hat; er zahlt auch eine bitterlich kleine Summe von 140 € im Monat zum Unterhalt der Kinder. Alle Kinder sind musikalisch begabt: zwei Jungs lernen im Glinka-Knabenchorschule; eine Tochter lernt in der elitären Schule „Tutti“ mit erweitertem Kurs der musikalischen Fächer. Ein dritter Junge besucht eine Kadettenschule; nur die älteste Tochter (18) hat durch Familiendrama das Abitur nicht geschafft und bereitet sich in einer Abendschule erneut zum Staatsexamen.
- Ein Hilfsgesuch kam von einer alleinerziehenden Mutter, die 5 Kinder im Alter zwischen 5 Monate und 10 Jahre großzieht. Sie wohnt zwar in eigener Wohnung, hat aber ca. 1.000 € Schulden für Wohnnebenkosten, kürzlich ist die Waschmaschine kaputtgegangen. Als zwei ihrer Töchter von 3 und 6 Jahren wegen Krankheit lange keinen Kindergarten besuchten, kam das Jugendamt in die Wohnung und entdeckten absolut leeren Kühlschrank. Man hat die Mutter gewarnt, entweder sie sorgt ausreichend für Kinder oder man nehme ihr sie weg.
- Kurz darauf faxte man uns einen Hilfsbrief wegen einer anderen Familie, die 3 Kinder im Alter zwischen 7 Monate und 14 Jahren großziehen. Der Familienmann und Papa beider jüngeren Kinder ist ein ehemaliges Waisenkind, dem von Staat eine Wohnung nach der Absolvierung des Kinderheimes zusteht, die er aber bis heute nicht bekommen hat. So wohnt die ganze 5-köpfige Familie in der 7qm Küche einer 2-Zimmer-Wohnung von Verwandtschaft der Ehefrau. Im Moment liegt der Mann mit mehreren Verletzungen im Krankenhaus, die Frau ist noch im Mutterschutz und kann nicht arbeiten, also, auch Notstand!
Ja, auch während ich bei Euch im Sommer war, berichtete ich vom enormen Zuwachs an Zahl der Hilfsmeldungen. Ich kann es auch durch unsere Statistik belegen. Zum heutigen Datum waren es im Jahr 2017 - 164 Notfälle, im Jahr 2018 - 158 und in diesem Jahr - 189 Notfälle gemeldet.
- Die ähnliche Situation reicht auch im zweiten Arbeitsbereich unseres Hilfsprojektes – in der Notunterbringung der obdachlos gewordenen Familien mit Kindern. Im Moment sind durch uns vier wohnungslose Familien mit insgesamt 6 Erwachsenen und 8 Kindern in vier verschiedenen Hostels der Stadt untergebracht. Drei dieser Familiensituationen sind nennenswert, um diese zu erwähnen.
- eine Familie ist mehr Georgisch als Russisch; beide Eltern stammen aus Georgien, leben aber sehr lange in St. Petersburg, haben sich hier auch kennengelernt. Der Vater Tengis (1965 geb.) war ein erfolgreicher Unternehmer und lebte als Junggeselle auf „breiten Fuß“. Eines Tages kaufte er sich eine große und teure 3-Zimmer-Wohnung, natürlich auf Kredit. Dabei war er angeblich schlecht beraten… Später geheiratet, 3 prächtige Töchter wurden geboren, bis er eines Tages wegen Krankheit arbeitsunfähig wurde und den Wohnungskredit nicht abbezahlen konnte. Aus seiner Invalidenrente nahm er die monatliche Zahlungen wieder auf, aber es war zu spät: die Bank hat die Wohnung weiterverkauft und am 04.10. die 6-köpfige Familie rausgeschmissen. Bis heute kämpften wir gemeinsam um eine Lösung – haben Briefe an den Oberbürgermeister und Leiter des Sozialkomitees geschrieben, bis der Familie 2 Zimmer in einer 6-Zimmer-Kommunalwohnung als provisorische Notbleibe zugewiesen wurden. Leider sind die Sanitärräume in der Wohnung, wo insgesamt 13 Personen wohnen - in unerträglichem Zustand, daher warten wir getrost auf den Einsatz der staatlichen Klempner, die eine zusätzliche Toilette in Betrieb setzen sollen. Solange es noch nicht so weit ist, lebt die Familie auf unsere Kosten im Hostel, unterstützt auch mit Lebensmitteln zum Leben.
- Eine junge Frau, Oxana (34) mit zwei ihren Söhnen von 2 und 8 Jahren, kam im Mai dieses Jahres aus der russischen Republik Dagestan nach St. Petersburg, um hier das sprachbehindertes Kind zu fördern. Als Economist hat sie schnell eine gute Stelle bekommen, der behinderte Junge wurde in die Sonderschule aufgenommen, aber der Kleine bekam keinen Kindergartenplatz. So betreut ihn Oxanas Mutter, die Oma. Das Problem entstand mit der Wohnungssuche: Oxana hat nur Geld für ein Zimmer, keine Wohnung, und bereits 6 Wohnungen mussten sie wegen Beschwerden der Nachbarn verlassen: die Kinder sind angeblich zu laut, sie verstören die Morgenruhe etc. Viel Geld hat man dabei verloren, weil die Eigentümer keine Differenz zurückerstatten, selbst wenn ein Kalendermonat nicht um ist. So blieb die Familie am 12.10. auf der Straße und ist bis heute vergeblich auf der Suche nach ein Zimmer in bestimmten Stadtteil, nah der Schule und Oxanas Arbeitsstelle.
- Elena, 46 J., aus der Ostukraine kam 2016 als Donezker Flüchtlingsfamilie mit ihren 3 Kindern (8, 14 und 19 J.) nach St. Petersburg. Vor 3 Wochen war es soweit, daß sie die russische Staatsbürgerschaft erlangt hatten, was ihnen enorm viel Geld kostete (Übersetzung und Beglaubigung der Papiere, Beschaffung einer offizieller Registrierungsadresse, Krankenversicherung, Sprachexamen - und das wiederholte Male während der vergangenen 3 Jahre). Elena arbeitet, aber ihr Einkommen wurde in der letzten Zeit in die Endphase des Staatsbürgerschaft- Prozesses investiert, so hat man sie wegen Geldmangel aus der Mietswohnung rausgeschmissen. Am 17.10. standen sie auf der Straße und wurden durch uns aufgefangen und im Hostel untergebracht. Am kommenden Wochenende fahren wir gemeinsam ein Zimmer anschauen, was Elena als künftiges Zuhause gefunden hat.
Ja, auch die Statistik der wohnungslosen hilfsbedürftigen Familien zeigt 2019 einen Zuwachs:
Waren es 2017 insgesamt 20 Familien (22 Erwachsene + 34 Kinder), im Jahr 2018: 36 Familien (36 Erwachsene + 54 Kinder), sind es heute bereits 31 Familien (34 Erwachsene, davon 1 Schwangere + 50 Kinder).
- Außerdem betreuen wir zusammen mit anderen Partnerorganisationen ein paar arme Familien, die in außergewöhnlichen Notlagen stecken und vom Staat kaum oder gar keine Hilfe erfahren. So ist im Moment unserer Sorge ein obdachloses Paar – Natalia, eine behinderte Ukrainerin und Oleg, ein Russe vom Uralgebiet anvertraut, die eines Tages in unserem Obdachlosenzelt auftauchte. Mit unserer Unterstützung haben sie jetzt ein festes Dach über den Kopf - ein kleines Zimmer einer Riesen-Kommunalwohnung - was angesichts ihrer neuen Familiensituation sehr wichtig ist: am 30.10.2019 bekam Natalia ein Töchterchen Alexandra! Oleg vermittelten wir ein Job in einer Reinigungsfirma und passen jetzt gut auf, daß es dem Baby gut geht!
Damit habe ich das Wichtigste aufgezählt, um Euch unser Anliegen darzustellen. Glaubt mir, wie gern würde ich mich einmal bei Euch nur mit Dankworten für langjährige Partnerschaft melden, ohne wieder mal einen akuten Bedarf zu melden. Aber die Realität sieht leider anders aus: immer mehr Familien mit Kindern rutschen durch prekäre Lebensumstände zu lähmender, beschämender Armut hin, die die Psyche und körperliches Wohl der Mütter ruinieren und die Entwicklung der Kinder irreparabel beeinträchtigen. Wie wichtig ist es für sie zu wissen, in diese schwere Stunde sind sie nicht allein! Auch wir wissen uns nicht allein, denn wir sind alle Kinder eines Gottes:
Ihr in Wittichenau und wir in St. Petersburg sind zusammen Werk der Gottesliebe, Seine Hände, die Leidbeladenen in ihrer Not auffangen, umarmen und trösten; die kraft Seiner Gerechtigkeit handeln und ohne viel zu sagen, Seine große Liebe und Vergebung verkünden.
Möge Sein Segen stets über Euch sein und Seine Erbarmung Euer Lohn sein!
Herzlich und dankbar, Irina Tymkova
im Namen Malteser St. Petersburg