Christliche Eltern sammeln mit Adventsaktion für St. Petersburger Familien in besonderen Notlagen

Bitte um Spenden

Die Initiativgruppe "Christliche Eltern" bittet Sie, mit einer Geldspende Familien in akuten Notlagen in St. Petersburg zu helfen. Sie können Ihre Spende auf das Konto des Malteser-Hilfsdienstes in Würzburg überweisen.

Empfänger: Malteser Hilfsdienst e.V.,
 Diözese Würzburg
IBAN: DE27 3706 0120 1201 2220 16
BIC: GENODED1PA7
Bank: Pax Bank eG
Verwendungs-
zweck:
Spende Petersburg – Familien-Hilfeprojekt

Für Spendenquittungen: Bitte die vollständige Adresse auch auf dem Überweisungsträger eintragen.

St. Petersburg, am 8.11.2021

Lieber Pfr. Kresak, lieber Pfr. Gregor,
liebe Freunde bei "Christliche Eltern",
liebe Wittichenauer.

 

Ich will hoffen und wünsche allen vom Herzen, Ihr selbst, Eure Angehörige und Freunde bleiben von Corona verschont!

Im Sommer 2020 hatten Sie ein Wunder gewirkt – unsere Malteser-Armenküche in der Situation der akuten finanziellen Not gerettet! Dank der damals gesammelten Rekordsumme von über 13.300 Euro !!! konnte die Armenküche ihre Arbeit fortsetzen und die Zeit überbrücken, bis die Stiftung vom russischen Präsidenten unseren Antrag bewilligte und auf unser Konto das Geld einzahlte. Ihre Spende zur kritischen Stunde wissen wir sehr zu schätzen und danken allen, deren Herzen die Notlage der bedürftigen alten Petersburger entflammte und zum Helfen bewegte - Gott vergüte reichlich jedem sein Wohltat!

In diesem Jahr erleben wir erneut eine Flut von Hilfsapellen an unser Familienprojekt, von dem ich Ihnen etwas ausführlicher berichten möchte.

Nach wie vor melden sich telefonisch Familien in diversen Notlagen. Zum heutigen Datum sind es 360 Familien, also im Durchschnitt 35 Familien pro Monat.
Alle Hilfsbitten teilen wir je nach Familiensituation in 2 Gruppen auf:

 

  • Den 20 Familien im Monat, die Kleinkinder haben oder in besonders schweren Lebenssituationen sind, geben wir die Möglichkeit, einmalig für 50 Euro einzukaufen; die meisten besorgen sich frische Lebensmittel (Fleisch, Gemüse, Eier etc.), Babynahrung, Windel und Sonstiges;
  • Die anderen Familien mit älteren Kindern oder alleinstehende Menschen dürfen sich beliebig viel von langhaltigen Lebensmitteln (diverse Graupen, Mehl, Öl, Grützen, Konserven, Gebäck, Zucker und Tee) aussuchen, die wir von einer Supermarkt-Kette gespendet bekommen. Das Lebensmittellager liegt in der Krypta der kath. Kirche Mariä Heimsuchung und wird von unserer Mitarbeiterin Sr. Bozena Kondrusik FMM verwaltet. Zu ihr kommen wöchentlich bis zu 7-8 Familien.

Hier füge ich kurze Geschichten einiger Hilfeempfänger ein:

  • Anastasia, geb. 1991, hat ein 2-jähriges Kind und ist mit dem zweiten schwanger. Gekündigt Mai 2021 wegen Auflösung des Betriebs während des Lockdowns 2020. Mann hat sie verlassen, zog woanders hin, pflegt keinen Kontakt zu dem Kind, zahlt keine Alimente. Einzige stabile Einnahmequelle ist das staatliche Kindergeld, manchmal schickt alte Mutter etwas Geld für Nahrungsmittel.
  • Nikolaj, geb. 1986. Im Februar 2021 verwitwet. Alleinerziehender Vater der zwei Kinder: 1 und 8 Jahre alt. Lebt von Witwerrente, gelegentlich hilft seine Mutter. Ist auf der Suche von einer Arbeitsstelle, die mit Kinderpflege vereinbar wäre.
  • Denis, geb. 1978. Verheiratet, die Frau ist wegen Erkrankung arbeitsuntauglich, Sohn 14 Jahre. Denis hat Krebs, von der letzten Arbeitsstelle wurde gekündigt. Zwischen Chemo-Kursen (inzwischen vier hinter sich) trotz schlechtes Wohlbefinden jobbt. Ist festen Glaubens, dass er den Krebs besiegt und wieder genügend verdienen wird.
  • Viktoria, 1971 geb. hat einen 12-jährigen Sohn. Dem Vater des Kindes wurde das Sorgerecht entzogen, er pflegt keinen Kontakt, zahlt keine Alimente. Viktoria ist hörgeschädigt; liest dem Sohn von den Lippen ab, verständigt sich mit Gesten. Sie bekommt die Behindertenrente, die einzige Geldquelle der Familie ist. Die Verwandtschaft hilft nicht.
  • Swetlana, 1984 geb., lebt zusammen mit dem 7-jährigen Sohn. War lange arbeitslos, wurde dann in der Firma für Nähmaschinen-Produktion ausgebildet. Nach zweimonatigem Kurs hätte am 9. August 2021 anfangen sollen, wurde auf dem Weg dorthin von einem Radfahrer überfahren, der vom Unfallort floh. Swetlana stürzte, wurde bewusstlos, kam ins Krankenhaus mit Gehirnerschütterung und Armbruch. Viel Geld für Therapie und Reha ausgegeben. Die Einstellungsfrist war versäumt, so plant sie die Schulung zu wiederholen.

Obwohl ihre Lage schlimm genug, haben die oben erwähnten Familien ein Dach über den Kopf. Die zweite Gruppe, die besonders viel unserer Aufmerksamkeit und Hilfe braucht, sind Mütter mit Kindern, die wegen familiärer Gewalt wohnungslos geworden sind. Zum heutigen Datum sind es 23 Familien, davon 26 Erwachsene und 37 Kinder, die wir in diesem Jahr provisorisch in Hostels unterbringen mussten. Die Gründe der Wohnungslosigkeit sind verschieden. Ich kann die Situation einer Familie schildern, die momentan bei uns Unterkunft gefunden hat:

  • Daria, 29 Jahre, geboren in der Republik Baschkirien (Hauptstadt- Ufa), beide Eltern - Alkoholiker sind früh verstorben, dadurch ist Daria im Kinderheim aufgewachsen. Nach Schulabschluss in St. Petersburg an der Hochschule für Kino- und Fernsehindustrie studiert, gebildete Fachfrau für PR und Werbung. Daria heiratete einen Mann aus Rjasaner-Gebiet, zog zu ihm in die Wohnung, der Sohn Roman wurde 2016 geboren. Unter‘m Druck des Mannes und seiner Mutter verkaufte Daria ihre eigene Wohnung in Baschkirien, damit die Familie ihres Mannes mit dem Geldbetrag ihre Kreditschulden abbezahlen konnte. Nachdem sie den Ehemann beim Ehebruch erwischte, wurde sie systematisch verprügelt und letztlich abgemeldet und rausgeschmissen. Kehrte nach St. Petersburg zurück, weil sie die Stadt aus der Studienzeit kannte und liebte, arbeitete als Kindergarten-Erzieherin. Wegen fehlender Fachausbildung gekündigt. Ohne Geld wurde sie obdachlos. Meldete sich für Aufnahme in einer Frauenwohnung der protestantischen Kirche, konnte aber wegen positivem Covid-Test des Sohnes nicht aufgenommen werden. Seit 27.10.2021 ist bei uns im St. Anna-Haus untergebracht.  

Nun komme ich zu meinem wichtigsten Anliegen: dem St. Anna-Haus.
Das St. Anna-Haus ist ein 120 qm-Plattenhaus auf dem Gelände der Mariä Heimsuchung-Gemeinde. Zurzeit wird das Haus saniert und mit nötigen Möbeln ausgestattet. Demnächst soll das St. Anna-Haus Mittelpunkt der gesamten Malteser-Arbeit für arme und sozialbenachteiligte Familien mit Kindern werden und zwar:

  • die Anlaufstelle, wo jede hilfesuchende Mutter Empathie und Trost findet, sich nötigen Rat und Direkthilfe (Kleider, Lebensmittel, Hygieneartikel etc.) holen kann;
  • das Tageszentrum, wo Erwachsene und Kindern durch Kurse (Basteln, Kochen, Fremdsprachen etc.) und Kunstunterricht eigene Talente entfalten und fortentwickeln wie auch neue nützliche Fertigkeiten erwerben können;
  • die Notunterkunft mit umfassender Betreuung für drei Familien (Mütter mit ihren Kindern), die infolge von Betrug, Gewalt, Krankheit oder anderen prekären Lebenslagen mittel- und wohnungslos geblieben sind.

Bis Ende des Jahres 2021 hoffen wir, das Haus nach und nach mit Leben zu füllen. Zurzeit wohnt dort provisorisch (trotz der noch laufenden Arbeiten) die erste Familie: Daria mit ihrem Sohn Roman.

Liebe Freunde in Wittichenau,
seit vielen Jahren gehen und wirken wir gemeinsam, damit das Leben der benachteiligten Kinder besser wird. In der heutigen Corona-Zeit ist die ohnehin schwere Lage der armen Familien – durch plötzliche Erkrankungen und Todesfälle, durch Arbeitsverluste und Explosion der Mietkosten wie Nahrungsmittelpreise – noch anfälliger geworden. Unsere Aufgabe bleibt, sie weiter zu begleiten und zu fördern, damit die Liebe ihre Familienwelt prägt und ihre Kinder angesichts der künftigen Aufgaben des Erwachsenenlebens gute Chancen haben.

Unser Malteser-Team: Michail, Maria, Sr. Bozena, Swetlana und ich selbst, die in dem Familienhilfe-Projekt mit Herz und Seele involviert sind, bittet Euch herzlichst um weitere Unterstützung unseres Familien-Hilfeprojektes!

Der Große Gott segne reichlich Eure Familien und Euer Engagement!

Irina Tymkova
Im Namen der Malteser St. Petersburg

Anlage: aktuelle Bilder vom St. Anna-Haus; Bilder, die die Projektarbeit 2021 darstellen.

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