Brief von Pfr. Dr. Wolfgang Křesák an die Wittichenauer Pfarrgemeinde

Liebe Schwestern und Brüder unserer Pfarrgemeinde,
junge und alte, gesunde und kranke, deutsche und sorbische in unserer Stadt und auf den Dörfern,
liebe Ordensschwestern, Mitarbeiter und Bewohner des St. Adalbertstiftes,
liebe Bernsdorfer, liebe Gruppen, Vereine und Verbände,
meine lieben Wittichenauer!

Hinter mir liegen Wochen reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen mit unserem Bischof Wolfgang Ipolt und vielen Menschen meines Vertrauens. Hinzu kommen ärztliche Prognosen, die meine vollständige Genesung bishin zu einem Gesundheitszustand wie vor dem Schlaganfall ausschließen. Ein weiterer nötiger Theraphieprozess bis hin zu einem weiteren Jahr lässt sich nicht ausschließen. Darum habe ich mich schweren Herzens entschlossen auf die Pfarrei St. Mariae Himmelfahrt zu Wittichenau zu verzichten und eine entsprechende Verzichtserklärung gegenüber unserem Bischof abgegeben.

Unser Bischof hat meinen Verzicht angenommen und mit Datum zum 13. Mai 2023 Herrn Domkapitular Pfr. Ansgar Florian zum Pfarradministrator für die Wittichenauer Pfarrgemeinde eingesetzt, d.h. er ist ab sofort für alle Dinge der Ansprechpartner, zuständig und verantwortlich.

Des weiteren hat unser Bischof die Pfarrei zur Neubesetzung ausgeschrieben. Somit können sich ab sofort Mitbrüder um die Pfarrei Wittichenau bis zum 30. Juni 2023 bei unserem Bischof persönlich bewerben. Nach Möglichkeit soll die Pfarrei noch in diesem Jahr wieder neu besetzt werden. Damit finden auch alle Spekulationen ein Ende, die eine Zusammenlegung mit Hoyerswerda befürchteten. Vielmehr hat unser Bischof unseren ehemaligen Generalvikar Dr. Alfred Hoffmann zum 1. September 2023 zum Pfarrer der Pfarrei Heilige Familie Hoyerswerda ernannt.

Glaubt mir, der Verzicht auf die Pfarrei Wittichenau ist mir keineswegs leicht gefallen; durfte ich doch über 15 Jahre hier in Wittichenau euer Pfarrer sein und ich war es sehr gern. Ich denke, viele Erlebnisse und Ereignisse, auch weniger schöne; bunte und fröhliche Feste; großartige und nicht nur liturgische Feiern, die gar nicht alle aufzuzählen sind; unterschiedlichste Begegnungen; die Feier der Sakramente und Sakramentalien; das gemeinsame Miteinander und Füreinander, erlebbar im Laufe eines jeden Jahreskreises u.v.a.m. haben uns zusammenwachsen lassen.

Doch nicht zuletzt im Hinblick auf das Wohl der Pfarrgemeinde war es richtig, eine solche Entscheidung zu treffen. Schließlich braucht Wittichenau einen „fitten“ Pfarrer und keinen, der mit einem „Wägelchen“ durch die Straßen von Therapie zu Therapie zieht, noch immer keine hl. Messen halten und nicht singen kann. Auch im Hinblick auf die Wittichenauer Mitbrüder und Mitarbeiter musste eine Entscheidung fallen, denen es nicht weiter zuzumuten ist, bis zu einem ungewissen Zeitpunkt meine Aufgaben mit zu übernehmen. Herzlich danke ich ihnen für alle mit großer Selbstverständlichkeit übernommenen zusätzlichen Dienste und Aufgaben.

Danken möchte ich an dieser Stelle besonders auch für die vielen Zeichen der Verbundenheit während meiner langen Krankheit, für die Besuche in Krankenhäusern und Kliniken, für die vielen postalischen und telefonischen Genesungs-, Weihnachts- und Neujahrwünsche etc., nicht zuletzt für das mir immer wieder versicherte Gebet um Heilung und Genesung. Dafür ein herzliches „Vergelt‘s Gott!“ Ich bin mir sicher, ohne euer Gebet und Opfer wie auch aller notwendiger medizinischer Versorgung und Therapien und nicht zuletzt dank vieler guter Ärzte, Mediziner, Hilfs- und Pflegekräfte würde es mir heute noch längst nicht wieder so gut gehen. Danke!

Wie es mit mir persönlich weiter gehen wird, ob ich hier in Wittichenau wohnen bleibe oder woanders, ist noch völlig offen. Derzeit fühle ich mich auch noch nicht in der Lage, dazu eine letztgültige Entscheidung zu treffen, auf Wohnungssuche zu gehen, einen Umzug vorzubereiten etc.

Sicher wird es auch irgendwann eine, wie auch immer geartete Möglichkeit geben, Abschied zu nehmen. Eines aber – und das ist mir sehr wichtig – sollten wir schon heute immer wieder gemeinsam tun, Gott um einen guten Nachfolger zu bitten, nicht nur bei der monatlichen hl. Messe um Priester- und Ordensberufungen, sondern vielleicht auch schon heute beim Anbetungssonntag, wie auch im privaten Gebet zu Hause in der Familie. Vergesst nicht: Gott schenkt uns nur die Priester, die wir uns von ihm erbitten. Budź chwalen Jězus Chrystus! – Gelobt sei Jesus Christus!

In großer Dankbarkeit für die Zeit meines aktiven Priesterseins hier in Wittichenau und darüber hinaus in herzlicher bleibender Verbundenheit mit euch allen – oremus pro invicem – euer „Altpfarrer“

Dr. Wolfgang Křesák
Pfarrer von Wittichenau

Wittichenau, 12. Mai 2023

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