Die Wittichenauer Katholiken hatten am Wochenende einen seltenen Anlass zur Freude: mit Florian Mroß ist am Samstag ein Gemeindemitglied zum Priester geweiht worden. In der Dresdener Hofkirche spendete Bischof Heinrich Timmerevers dem 27-Jährigen das Weihesakrament. Am Pfingstsonntag feierte Mroß dann seinen ersten Gottesdienst in seiner Heimatgemeinde – die sogenannte Primiz. Darauf hat sich der Sorbe lange gefreut. „Das, wonach man sich acht Jahre lang gesehnt hat – jetzt ist es soweit“, sagte der Priester.
Mroß hatte sich durch ein Theologiestudium in Erfurt und Brixen, sowie durch Praktika in der Dompfarrei Bautzen auf das Priesteramt vorbereitet. Dennoch war er vor seiner ersten Messe am Sonntagmorgen besonders angespannt: „Meine Hände haben gezittert und ich dachte, was ist das jetzt?“ Die Nervosität legte sich erst als ihn seine Eltern daheim verabschiedeten. Im Wohnzimmer seines Elternhauses dankte Mroß Mutter und Vater, dass sie ihm den Glauben vorgelebt haben. Dann ging er vor ihnen auf die Knie und Martina und Johannes Mroß zeichneten ihrem Sohn das Kreuzzeichen auf die Stirn. „Jetzt gehe ich mit euch im Rücken in die Kirche“, sagte Florian zu ihnen.
Bannerträger zahlreicher Vereine, Mädchen in sorbischer Nationaltracht, Priester, Diakone und viele Angehörige begleiteten ihn durch strömenden Regen in langer Prozession dorthin. In der gut gefüllten Kirche stand Mroß schließlich am Altar und realisierte: „Das ist keine Übung mehr. Du bist jetzt der, der die wandelnden Worte spricht.“ So beschreibt Mroß nach dem Gottesdienst, was in ihm vorging. „Heute geschieht mehr als zuvor. Denn nun wird durch deine Hände das Brot zum Leib Christi gewandelt“, machte sich der junge Mann bewusst.
Pfarrer Měrćin Deleńk, von 2003 bis 2015 sorbischer Seelsorger in Wittichenau, berichtete in der Predigt davon, wie Mroß ihm von seinem Entschluss Priester zu werden erzählte. „Für einen Priester ist das ein unvergleichlich schöner Augenblick“, sagte Deleńk. Seine Freude sei jedoch sogleich mit Sorge gepaart gewesen. Měrćin Deleńk habe sich gefragt: „Kann dieser junge Mann erahnen, welchem Ringen er sich aussetzt? Muss ich ihn abhalten von seinem Vorhaben oder soll ich ihn bestärken?“ Doch spätestens mit dem Tag der Primiz wüssten Christen: wen Gott ruft, den führe er auch. Deshalb wünschte Deleńk dem Neupriester Mroß: „Lass dich durch nichts und niemanden verbiegen! Bleib Florian, der in Kulow gelernt hat auf Gott zu hören!“
In einem Festzelt auf dem Kirchplatz hatten dann auch die Gemeindemitglieder Gelegenheit, Mroß zu gratulieren. Am Nachmittag kam die Gemeinde dann zu einer Dankandacht zusammen. Hunderte wollten sich von dem Neupriester segnen lassen. Erst nach anderthalb Stunden hatte Mroß allen die Hände aufgelegt und über ihnen das Segensgebet gesprochen.
Ab 1. Juli übernimmt Florian Mroß nun einen Vertretungsdienst in Dresden-Pieschen, -Neustadt und -Weißer Hirsch. Bischof Timmerevers hat Mroß in Aussicht gestellt, dass er anschließend in Leipzig-Reudnitz eingesetzt werden könnte.